Der Radsportverein Concordia Erlenbach wird in der Spitze von 3 fleißigen Vorständen geführt:
Verwaltungsvorstand: Wolfgang Kerner
Sportvorstand: Thomas Maucher
Finanzvorstand: Birgit Gottschling
Untersützt wird die Vorstandschaft durch den Vereinsausschuss mit folgenden Ämtern:
Beisitzer Sport
Vereinsgründung
Wenige Jahre nach dem 1. Weltkrieg, als Frankreich das Ruhrgebiet besetzte, Geldentwertung und die Angst vor einem Bürgerkrieg die Gedanken der Bevölkerung beherrschten, gründeten 1923 sechs junge Männer aus Erlenbach den Radsportverein Concordia. Friedolin Schwager, Josef Keicher, Josef Keicher (Wendels Seff), Anton Krebs, Karl Vogt und Alfred Kollmar hießen die Gründungsmitglieder. Unter Alfred Kollmar, der zum 1. Vorstand gewählt wurde, trat der Verein dem Deutschen Rad- und Motorfahrverband Concordia bei. Neben dem Arbeitersportverband Solidarität und dem Bürgersportverband Deutscher Radfahrer war dieser, mit ca. 50.000 Mitgliedern und 1200 Vereinen, einer der größten Verbände. Noch im Gründungsjahr wuchs der Verein, der sich auf Straßenrennen, Wander- und Korsofahren konzentrierte, auf ca. 20 Mitglieder heran. Als 1924 die ersten Radrennen mitgefahren wurden, waren es bereits 60 bis 70 Mitglieder, die dem Verein angehörten. Die Bannerweihe im Jahr 1925 war die erste große Veranstaltung, die der junge RSV im Rahmen eines Umzuges mit Blumenkorso durchführte. Diese Veranstaltung war in der Gründungszeit und für die damaligen Verhältnisse ein großer finanzieller und kultureller Erfolg. Noch im gleichen Jahr stellte sich der erste große sportliche Erfolg ein.
Paul Rank konnte sich überraschend beim Straßenrennen um die Gaumeisterschaft den 1. Platz erkämpfen. In den folgenden Jahren nahmen die Erlenbacher Rennsportler trotz widrigen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen an zahlreichen Radrennen teil. So belegte unter anderem Paul Rank 1926 den 8. Platz bei den deutschen Verbandsmeisterschaften. Siege wie zum Beispiel 1927 in Mannheim und später in Freiburg folgten.
Auch das Wander- und Korsofahren stellte einen festen Bestandteil des Vereinslebens dar, in dem sich die Mitglieder zahlreichen Veranstaltungen der Öffentlichkeit präsentierten. Als 1933 die NSDAP mit Hitler an die Macht kam, wurden die verschiedenen Radsportverbände einem Dachverband, dem Deutschenradfahrer Bund, zusammengeschlossen. ausgenommen war der ARKB Solidarität, der aufgelöst und verboten wurde. Mit dem Eintritt in den neuen Verband ergaben sich auch die ersten Schwierigkeiten. Hohe Verbandsabgaben und die allgemein schlechte finanzielle Situation brachten den Verein fast an den Rand der Existenz.
Der Rennsport wurde eingestellt. Doch 1934 wurden zu einem günstigen Preis die ersten Saalmaschinen gekauft und somit das Kunstradfahren begonnen. Unter nicht gerade idealen Bedingungen wurde im Saal des Gasthauses Rebstock und im damaligen Kindergarten trainiert. Noch bevor sich die ersten Erfolge einstellen konnten, spitzte sich die politische Lage zu und als 1939 der 2. Weltkrieg ausbrach, wurde die Vereinsarbeit für lange Zeit unterbrochen.
Verlauf der RSV-Geschichte nach dem Krieg
Nach Beendigung des zweiten Weltkrieges, bei dem einige junge, aktive Mitglieder ihr Leben lassen mussten, tat sich der Verein recht schwer um das Vereinsleben wieder in Schwung zu bringen.
Zum 1. Vorsitzenden der Concordia wurde 1948 Kamerad Willi Schlecht gewählt. Ab 1949 wurden erste sportliche Übungsabende abgehalten.
Paul Senghas, Richard Kerner, Emil Bartsch und "Jonni"-Johann Krämer übten sich unter Anleitung von Bernhard Weiß im Gruppenfahren im Turnsaal der Kinderschule an der Schanz und mitunter auch im Rebstocksaal. Die alten Kunstrad-Vehikel mussten damals zu jedem Übungsabend von der Reistenbach'schen Scheuer hin- und hergetragen werden. Der erste sportliche Erfolg stellte sich 1952 ein. Eberhard Vogt und Hugo Löhe wurden Württembergische Schülermeister im Zweier Kunstfahren und wurden nach der Heimkehr beim gerade stattfindenden Sängerherbstfest bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt in Erlenbach gebührend gefeiert. In der Zwischenzeit empfing der Verein strukturell wichtige Impulse durch zahlreiche Eintritte junger Mitbürger. Durch Teilnahme an Vereinsfesten mit Korsofahren in nächster Umgebung wie Allfeld und Katzental sowie regional in Oberesslingen, Aalen und Unterkochen bot sich den jungen Sportlern die Möglichkeit neben dem wöchentlichen Training auch die entfernteren Gebiete kennenzulernen. 1952 wurde mit Emil Eble ein verhältnismäßig junger Mann zum neuen Vorsitzenden gewählt, der mit viel Verständnis für die Vereinsjugend den Aufschwung noch verstärkte. Auch die Übungsabende wurden mit der Verlegung des Trainingsbetriebes in die weitaus größere Turnhalle in Binswangen viel effektiver gestaltet. In diese Zeit fällt auch eine weitere zukunftsbestimmende Entscheidung im Verein. Mit der Berufung des Vereinskassiers Alfred Weiß zum Betreuer und Trainer für Hallenradsport, wurden die Weichen zum sportlichen Aufschwung gestellt.
Neben vielen anderen Tätigkeiten im Verein war dieser Mann über lange Jahre hinweg ein harter aber auch guter Übungsleiter im Verein. Die erste Württembergische Meisterschaft im Reigenfahren wurde 1954 in Nagold mit den Fahrern S. Bühl, A. Kleofas, G. Rank, S. Grimm, Manfred Keck und Erich Rank errungen. Zu dieser Zeit stieß von Heilbronn-Böckingen kommend der Kampfrichter und Experte Gustav Mack zur Concordia - der den Sportlern vor den Meisterschaften noch einen zusätzlichen Feinschliff gab. Willkommene Abwechslung bot sich immer wieder durch Korsofahren, Ausfahrten der Vereinsjugend mit dem Fahrrad auch in die weitere Umgebung, die heute noch in guter Erinnerung haften blieben. Mitte der fünfziger Jahre beteiligten sich bis zu 25 Sportler am Trainingsbetrieb, die sich zu 3 Mannschaften, dem Zweier Vogt/ Löhe sowie dem ersten Kunstfahrer Horst Weiß fanden. Ein erneuter Wechsel brachte 1954 mit August Bühl 15 Jahre lang einen besonnenen, ausgleichenden Mann an die Vereinsspitze. Heute noch in guter Erinnerung sind die langen Abende im Hof des Vorstandes mit Wein, Weib und Gesang. Um den Vorstand scharten sich für lange Jahre die Funktionäre Richard Rank, Paul Rank, Adolf Vogt und Alfred Weiß, die den Verein über lange Jahre hinweg nachhaltig beeinflussten. Hier wurde auch der Grundstein für eine allseits bewunderte Kameradschaft gelegt, die wiederum den sportlichen Aufschwung förderte. Die neu formierte 1. Mannschaft mit G. Rank, M. Rank, E. Vogt, A Kleofas, S.Bühl und H. Weiß bestimmte fortan das 6er Kunstfahren im Verband Württemberg und auch bundesweit über 25 Jahre entscheidend mit. Im Wechsel mit den Mannschaften aus Oßweil, Esslingen, Zuffenhausen, Magstadt, Denkendorf und Bissingen wurden zahlreiche Siege bei Landesmeisterschaften, Pokalfahren und Ländervergleichskämpfen errungen. Hervorzuheben auch die Teilnahme bei erfolgreichen Länderkämpfen Deutschlands gegen die Schweiz.
Theatergruppe des Radsportvereins
Einen wichtigen Abschnitt in der Vereinsgeschichte des Radsportvereins nimmt das Theaterspielen der Vereinsmitglieder ein. Bereits vor dem 2. Weltkrieg gab es eine Gruppe von Mitgliedern und Freunden, die sich zum gemeinsamen Theaterspielen zusammenfanden. In der Zeit nach dem Krieg und der Währungsreform versuchten die Mitglieder, das Vereinsleben langsam wieder zu beleben. In bescheidenem Masse wurde Rennsport betrieben und der Hallenradsport war noch in weiter Ferne. Denn, wie so oft, stellte sich auch hier die Frage nach dem notwendigen Geld.
Die einzige Möglichkeit, die Vereinskasse aufzubessern, bestand darin, für die Vereinsmitglieder und die örtliche Bevölkerung Theaterstücke aufzuführen. Diese wurden von Anfang der 50er Jahre bis Mitte der 60er Jahre in der Winterzeit einstudiert und jeweils 2 bis 3 mal aufgeführt. Dargeboten wurden ernste Stücke wie "Kabale und Liebe", "Die Braut des Wilderers", "Das Heidegrab" und verschiedene Lustspiele. Aufzeichnungen aus den frühen 60er Jahren berichten von 50 Pfennig (€0,25) Eintrittsgeld und einem Gesamtgewinn von zum Beispiel 250,65 DM (€128,15) im Jahre 1960. Diese Einnahmen bildeten überhaupt den finanziellen Grundstock zum Kauf der ersten Kunsträder. Das größte Problem sowohl für die Theaterspieler als auch für den nunmehr beginnenden Hallenradsport waren die fehlenden Räumlichkeiten wie zum Beispiel eine Sporthalle mit Bühne. Also musste man sich mit dem Rebstocksaal zufrieden geben. Um dort auf der Bühne proben zu können, musste jeder der Spieler "Holzscheitle" mitbringen, damit dort auch geheizt werden konnte. Die Requisiten und Kostüme wurden selbstgemacht oder teilweise vom Heilbronner Theater ausgeliehen. Die Leseproben fanden reihum in den heimischen Wohnzimmern statt und oftmals wurden dabei die bereits für Weihnachten gebackenen Plätzchen restlos aufgegessen und mussten mehrmals nachgebacken werden. Auch die nächtlichen Streifzüge durch die Gassen von Erlenbach mit "Ständchen singen" bei Alfred Weiß oder August Bühl sind den Spielern noch heute in lebhafter Erinnerung. Überhaupt war das gemeinsame Wirken und Schaffen die solide Basis für den späteren Aufstieg und den berühmten Zusammenhalt des Vereins. Jeder trug seinen Anteil zum Gelingen der Theaterspiele bei. Da war Alfred Weiß, der "Motor des Vereins", der sich oft über die nicht auswendig gelernten Rollentexte die Haare raufte. Auch die Brüder Keck trugen mit Ideen, Regie und Kulissen Malerei zum Gelingen bei und für Adolf Hemberger als Ortsfriseur und Vereinsmitglied war es jedes Jahr selbstverständlich, die Schauspieler kostenlos zu schminken und zu frisieren. Die Theaterspieler und die Besetzungen wechselten, so dass eine Namensnennung sicher unvollständig wäre und deshalb leider unterbleiben muss. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alle Beteiligten gerne an diese Zeit zurückdenken. Denn trotz der Einfachheit und Geldnot wurde die Gemeinsamkeit und Kameradschaft innerhalb des Vereins nachhaltig geprägt.